Was sagen Künstler zum Krieg?
Die aktuelle jW-Umfrage
junge Welt fragte: »Die NATO greift den souveränen Staat Jugoslawien
an. Erstmals seit 1945 beteiligen sich deutsche Truppen an einem
Krieg. Was sagen Sie dazu?«
[Die Antworten von Günter Görlich, Erik Neutsch, Uwe
Kant, Kerstin Hensel, Gerhard Schöne und Manfred Bofinger auf
der gleichen Seite wurden hier ausgelassen.]
Harry Thürk, Schriftsteller:
»Das ist Krieg. Ich habe mehrere Kriege erlebt nach dem Zweiten
Weltkrieg: Als Korrespondent den Krieg in Korea, zwei Kriege in
Vietnam ... Als ich in der Früh im Fernsehen sah, daß es da unten
schon wieder einen Sender gibt, der deutschen Soldaten tagsüber
Musik vorspielt, kam mir in den Sinn, weil ich den Zweiten Weltkrieg
miterlebt habe und selbst Soldat war, daß es in Belgrad während
der Nazi- Besatzung schon einmal einen Soldatensender Belgrad gab.
Der war sehr berühmt, sehr bekannt. Sein Programm begann mit dem
Lied >Lilly Marlen<, und es endete auch mit >Lilly Marlen<. Man
stellte diesen Sender auch in Kreisen ein, die nicht sehr am Kriege
interessiert waren. Es war der einzige Sender im ganzen Nazi-Reich,
der schmissige Tanzmusik spielte. Ich habe diesen Sender tags wie
nachts zu hören bekommen, als Soldat. Man könnte, wenn es noch eine
Weile so weiter geht, damit rechnen, daß wir bald wieder einen Soldatensender
Belgrad haben mit >Lilly Marlen< vorne und hinten. Und was ich von
diesem Ausblick halten soll, darüber bin ich mir selbst noch nicht
im klaren. Das wäre die Krönung der Aktion, ein passendes Ende dieses
Feldzuges.« |
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