Titel |
Harry Thürk |
Autor |
Harry Thürk |
Herausgeber |
Heiner Wolf (Redaktion) |
Publikation |
Jedes Buch ist ein ABENTEUER - Ein Almanach 1946-1986 - Vierzig Jahre
Verlag Neues Leben Berlin (ISBN: 3-355-00043-4) |
Verlag, Ort, Jahr |
Verlag Neues Leben, Berlin 1986 |
Seitenangabe |
S. 209 |
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Textart |
Kurzpoträt, Volltext |
Anlass, Thema |
40 Jahre Verlag Neues Leben, Autorenporträt Harry Thürk |
Textstruktur |
3 Spalten mit Trennlinie, 11 Punkt mit Serifen, Blocksatz, 1 s/w-Bild. |
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Harry Thürk
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8. 3. 1927 in Zülz (heute VR Polen) geboren. Volks- und Handelsschule, danach Arbeit bei der Eisenbahn, Teilnahme am zweiten Weltkrieg, nach 1945 Umsiedlung nach Weimar, Bild- und Wortjournalist. Lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Weimar.
Nationalpreis (1964).
Im Verlag Neues Leben erschienen:
In allen Sprachen (Reportage, 1953)
Träum von morgen, Julcsa..! (Ungarische Erlebnisse, 1953)
Weitere Veröffentlichungen u. a.:
Die Stunde der toten Augen (Roman, 1957)
Das Tal der sieben Monde (Roman, 1960)
Der Wind stirbt vor dem Dschungel (Roman, 1961)
Lotos auf brennenden Teichen (Roman, 1962)
Der Tod und der Regen (Roman, 1967)
Amok (Roman, 1974)
Der Gaukler (Roman, 1978)
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Manchmal werde ich im Zusammenhang mit meinem Beruf über Vorbilder befragt. Da erwartet man dann, daß ich klangvolle Namen nenne, große Literaten, die mir als Lehrer dienten, deren persönliche Freundschaft mich vielleicht beflügelte - ich enttäusche mit meiner Antwort meist. Meine Vorbilder waren schäbig gekleidete, nicht selten hungrige ältere Männer, die kein Lexikon der Weltliteratur jemals nennen wird. Namenlose große Künstler: Ich
entdeckte sie auf den Basaren des Fernen Ostens, wo sie auf abgewetzten Teppichen saßen und einer rundum versammelten Zuhörerschaft Geschichten erzählten. Ob die Geschichten gut waren oder ob gute Geschichten auch faszinierend erzählt wurden oder nicht, war jederzeit an der Zahl der Zuhörer zu erkennen. Publikum kann man nicht täuschen, man kann von ihm auch kein opportunes Urteil erwarten. Publikum vergißt entweder über einer erzählten Geschichte
die Welt ringsumher, oder es geht gelangweilt seines Weges. Eine unbestechliche Wertung, die keine noch so gelehrt aufgemachte Abhandlung tilgen kann. Wer auf seinem Teppich ohne Zuhörer saß, dessen Geschichten taugten nichts. Oder er konnte nicht erzählen.
Ich glaube, daß die alten Geschichtenerzähler inzwischen von der Technik eingeholt wurden. Gültig aber blieb die Wahrheit: Nur gute und zugleich gut erzählte Geschichten erobern sich ihr Publikum. Ich habe versucht, das nie aus dem Sinn zu verlieren.
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