THÜRK
an VERLEGER
Der
Schriftsteller Harry Thürk erfuhr vom Projekt dieses Buches und
schrieb einen Brief an den Herausgeber.
Lieber Klaus,
Seit dem Beginn des Irakkrieges
druckt meine Lokalzeitung unter die Frontberichte der „eingebetteten“
und „nicht eingebetteten“ Korrespondenten, die immer
mehr den PK-Berichten aus unseliger Zeit ähneln, stets folgenden
Vermerk:
Der Wahrheitsgehalt der Informationen
aus den Kriegsregionen ist nicht zu überprüfen.
Ob absichtsvoll oder nicht,
eine vernichtendere Abwertung für die Gerüchterstattung, die von
den Schreibern und Filmern da im Rahmen politisch-korrekter Lügenpropaganda
oder auch nur aus Furcht vor dem blauen Brief betrieben wird, ist
kaum denkbar. Angesichts der biografischen Daten, die von der Massenpresse
über den „Erzfeind Amerika“ gleich noch mitgeliefert
werden, kommt es einem vor, als hätten die Verfasser beim „Stürmer“
volontiert. Der „Erzfeind“ ist nämlich so eine „Bestie
in Menschengestalt“, weil seine Mutter versucht hat, ihn abzutreiben,
und zwar mit einer Tür, die sie „...immer gegen ihren Bauch
schlug...“ Darauf muß man erst mal kommen. Da hätte doch der
alte Pulitzer seine helle Freude dran. Oder nicht?
Bevor das große Bombenschmeißen
im Namen von Freiheit und Menschenrechten begann, hörte ich den
Präsidenten und obersten Kriegsherren der Angreifer sagen: „...wenn
man uns denn diesen Krieg aufzwingt, werden wir ihn eben führen.
Und gewinnen...“ Das erinnerte mich an das Jahr 1941. Da musste
ich als Schüler einen Hausaufsatz schreiben, unter dem vorgegebenen
Titel: „Warum Großdeutschland den ihm aufgezwungenen Krieg
gewinnen wird!“
Und nun, eine Woche nach Beginn
der Aggression behauptet der gleiche Herr, den Martin Walser als
„zweitklassigen Cowboy“ bezeichnet, er werde trotz irakischen
Widerstands seinen Krieg so lange fortführen, wie er braucht, um
zu siegen, Um auf meinen damaligen Schulaufsatz zurückzukommen
zu jener Zeit hieß das: „Am Ende steht der deutsche Sieg!“
Ich frage: Sind solche Vergleiche
überhaupt noch vermeidbar? Fordert dieses erbärmliche Lügengewebe
der Propaganda, gemischt mit bigottem Pseudo-Patriotismus sie nicht
geradezu heraus? Wie dumm muß man sein, um sich davon einfangen
zu lassen? Müßte man nicht selbst für Bohnenstroh noch intelligenter
lügen?
Fragen sich vermutlich viele.
Dein
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