/lit/r33#ddwoche2005
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Titel | "Egal wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun!" |
Autor | Ghani Zettwitz |
Datum | 19.3.2005 |
Quelle | Ghani Zettwitz, Ludwigshafen, bzw. www.amazon.de/gp/product//3354002905/... |
Textart | Rezension / Buchempfehlung / Inhaltsangabe; Volltext |
(Mao Tse-tung)
Unter dem Begriff Taifun versteht man einen orkanartigen Wirbelsturm
in den Küstengebieten Ostasiens. Und es war ein Wirbelsturm, ein
unberechenbarer Sturm, der über China und die angrenzenden Länder
hinwegfegte, sie in ihren Grundfesten erschütterte und den Sieg
des Kommunismus zum Ziel hatte.
Kein anderer Autor als Harry Thürk kann die Entstehung und die
politische Entwicklung der Volksrepublik China und damit des gesamten
südostasiatischen Raumes so einfühlsam und spannend beschreiben.
Er hat diese Zeit als Auslandskorrespondent selbst erlebt und
beschrieben. Wie ein Taifun brach die Idee des Weltkommunismus
über den Osten Asiens herein und färbte ihn rot. Zum Leidwesen
der Weltmacht Amerika.
Amerika, welches sich im zweiten Weltkrieg nur zögerlich entschieden
hatte, die zweite Front gegen Hitler zu eröffnen, konnte sich
auch in China nur schwer entscheiden, auf welcher Seite der Kampf
gegen Japan gelingen könnte. Um alle Optionen in amerikanischer
Hand zu belassen und beide gesellschaftliche Entwicklungen - die
Tschiang Kai-sheks, einer bürgerlichen reaktionären Machtclique,
und die der Kommunisten unter der Führung von Mao Tse-tung - im
Auge zu behalten, wird von den amerikanischen Streitkräften im
Juni 1943 Captain Sidney B. Robbins nach Tschungking eingeschleust.
Ein amerikanischer Offizier, der durch die Geburt in China, seine
Sprachkenntnisse und seine Liebe zu diesem Land geradezu für diese
Aufgabe prädestiniert ist. Er erhält vom amerikanischen Geheimdienst
"Office of Strategic Services" (OSS) den Befehl, sich
durch vorsichtige Kontaktaufnahme zu den Kommunisten der Volksbefreiungsarmee
sowie zu Privatpersonen des politischen Lebens umfassend über
die derzeitige Situation in China zu informieren, um eine schrittweise
politische Annäherung Chinas an die USA zu forcieren, und damit
den politischen Einfluss Sowjetrusslands immer mehr zu verdrängen.
Er wird bald heimisch, fasst in der für ihn ungewohnten Gesellschaftsordnung
Fuß und wird zum vorsichtigen Beobachter einer sich etablierenden
kommunistischen Gesellschaftsordnung. Seine Spionagetätigkeit
führt ihn von Tschungking nach Jenan, dem kommunistisch besetzten
Teil Chinas.
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges, der Kapitulation Japans
und dem amerikanischen Atombombenabwurf auf die japanischen Städte
Hiroshima und Nagasaki zieht sich der Geheimdienst Amerikas immer
mehr aus dem kommunistisch besetzten China zurück. Nach dem Motto
"Es gibt eine Zeit zum Fischen und eine zum Netzeflicken."
wartet die indessen neu gegründete "Central Intelligence
Agency" (CIA) ab. Robbins wird nun endgültig Zivilist und
hält auf eigene Faust weiter Verbindung zu den Kommunisten und
zu seinem Freund Ernest Holloway (Holly) in Hongkong, der als
sein Vorgesetzter ebenfalls für die CIA arbeitet. Robbins bewohnt
ein Haus in Peking und arbeitet offiziell als Privatlehrer, gibt
für Einheimische Sprachunterricht und übersetzt chinesische Texte
und Gedichte. Er heiratet eine Ärztin, bekommt mit ihr zwei Kinder
und erlebt die sich verschärfende politische Situation in China
von Peking aus. Es brodelt an allen Ecken und Kanten. China schwingt
sich zum Führer des Weltkommunismus auf und verdrängt damit immer
mehr seinen einstigen Verbündeten, Sowjetrussland.
Im Oktober 1950 kommt es zu einem Blitzkrieg in Korea, wobei die
kommunistischen Truppen des Nordens immer weiter südwärts stoßen.
Vietnam steht ebenfalls unter kommunistischem Einfluss und wird
von China und Russland direkt unterstützt.
Mit dem Krieg Amerikas gegen das bisher friedliche Vietnam spitzt
sich die Situation zu und die Weltmacht Amerika verliert immer
mehr ihr Gesicht. Goliath kämpft gegen David und es ist unschwer
zu erkennen, wer den Sieg davontragen wird.
Der erste Band beginnt 1943 und hat mich neugierig gemacht. Er
endet 1952 mit dem Sieg der chinesischen Revolution.
Der zweite Band hat mich wegen der hirnrissigen Experimente einer
schizophrenen Politik des kommunistischen Machtapparates und des
immer mehr aufkommenden Personenkultes unter den Führern der neuen
Regierung sehr betroffen gemacht. Er endet 1964 mit dem ersten
erfolgreichen Atombombenversuch Chinas.
Der dritte Band beginnt im Jahre 1965, in der Phase der chaotischen
"Kulturrevolution", die China beinahe in den Ruin getrieben
hätte. Eine Kampagne jagt die andere und ein Ende ist nicht abzusehen.
Der Führer der chinesischen Revolution, Mao Tse-tung, beansprucht
für sich und seine Politik die Führung des Weltkommunismus und
gibt sich der Sowjetunion gegenüber feindlich. Politische Manipulationen
machen China zu einem Land voller Narren. Ein Land, das wirtschaftlich
immer mehr in die Schieflage gerät. So, wie die Weltgeschichte
es im Laufe von Jahrhunderten immer wieder bestätigt, gibt es
jedoch auch in China eine Handvoll Menschen, die die Auswüchse
dieser verfehlten Politik erkennen und auf eine Änderung der politischen
Situation, unter Beibehaltung der kommunistischen Ideologie, drängen.
Noch sind es wenige, aber es werden immer mehr.
Obwohl sich 1972 in China eine Annäherung an die USA vollzog,
blieb das Ziel der USA, die politische Farbe Chinas zu verändern,
bis zum heutigen Tag eine Illusion. Dieser Roman vermittelt in
unterhaltsamer Art politische Einsichten in eine Gesellschaftsordnung,
die sich aus der Unterdrückung des Proletariats erhoben hat, inzwischen
weltweit beinahe untergegangen ist und sich doch wieder erheben
wird. Getreu dem Motto "Der Wille zur Veränderung der Welt
unterscheidet uns Kommunisten von Leuten, die die Welt so akzeptieren,
wie sie ist."
Dieses Buch ist durch seinen politisch brisanten Inhalt und seinen
gehobenen Unterhaltungswert kaum zu überbieten. Kein Wunder, so
oder ähnlich sind alle Bücher vom Autor Harry Thürk und es lohnt
sich, weitere Bücher von ihm zu lesen.