Mitteldeutscher Verlag, Halle 1990
Im Andenken an meine ehemaligen Kameraden Willy Forster, Erich Stein, Werner Häddicke, Oswald Menges, Walter Zech, Kurt Weidling und Helmut Kindler, die gefallen sind, in dem Irrtum befangen, Helden zu sein, und deren Draufgängertum und Verwegenheit einer besseren Sache wert gewesen wäre als der, für die sie kämpften.
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Klappentext
4. Auflage 1965 (DNB):
Verwegene Landsknechte kämpfen als Soldaten einer Fallschirmjäger-Frontaufklärungskompanie an der Ostfront. Sie sind mit dem Kriegshandwerk vertraut, aber sie merken, daß ihre Einzelerfolge fragwürdig sind, und ihnen kommen Zweifel an der Sache, für die sie kämpfen.
Harry Thürk schrieb ein unerhört spannendes Buch. Bestechend wie kaum bei einem anderen literarischen Werk der Nachkriegszeit ist die Echtheit, mit der der Autor das Geschehen an der Front schildert. Die Gestalten dieses Romans sind der Wirklichkeit nachgezeichnet. Harry Thürk widmet das Buch seinen gefallenen Kameraden, die in dem Irrtum befangen waren, Helden zu sein, und deren Verwegenheit einer besseren Sache wert gewesen wäre.11. Auflage 1987 (DNB):
'Die Stunde der toten Augen' gehört zu den ersten Romanen der DDR-Literatur, deren Handlung im zweiten Weltkrieg spielt. Heute noch erschüttert die schonungslose Aufrichtigkeit, mit der der Autor Ereignisse im letzten Kriegswinter an der Front darstellt. Seine Gestalten atmen den Hauch der Wirklichkeit. Gedrillt, lautlos zu töten, sind die Fallschirmjäger der Frontaufklärungskompanie bereit, im Hinterland des Gegners zu operieren und jeden Befehl auszuführen, ohne nachzudenken. Der Verlust der Menschlichkeit macht sie zu Maschinen. Sie aber halten sich für Helden, die in schicksalhafter Tragik enden. Wohl kommt ihnen eine Ahnung, daß ihre Einzelerfolge den Lauf des Kriegsgeschehens nicht aufzuhalten vermögen, und Zweifel an der Sache, für die sie ihr Leben riskieren, steigt in ihnen auf - aber da ist es für sie schon zu spät. Dieses Buch ist Abschreckung und Mahnung zugleich; und es läßt erkennen, daß letztlich nur echte menschliche Größe das Leben bestimmt.5. Auflage 2002 (mdv):
Himmelfahrtskommando, so nannte man nächtliche Aktionen, wie sie der Autor in diesem vielgelesenen und vieldiskutierten Roman über den Zweiten Weltkrieg schildert: Junge Fallschirmjäger werden im letzten Kriegswinter in Masuren hinter den sowjetischen Linien abgesetzt, um die Bereitstellungen der Roten Armee zum letzten Schlag gegen Deutschland auszuspähen.
In der Maschine sehen sie einander das letzte Mal an und wissen, dass einige von ihnen den mörderischen Einsatz nicht überleben werden. Nicht einmal ihre Leichen wird man zurückbringen können. Doch wen trifft es?
Jeder der Jungen schleppt seine eigenen Konflikte mit sich. Jeder hat Hoffnungen. Träume. Aber die Gegenwart ist unerbittlich. Töten und getötet werden, das sind die Alternativen - wie in jedem Krieg.
Unteroffizier Timm ist dabei, ein Altgedienter mit der Devise: "Wo ich bin, wird gestorben", Werner Zadorowski, einst Messerwerfer im Varieté, Thomas Bindig, dessen Liebe Bücher sind, und eine Frau im Quartierort, die aus Mitleid einen versprengten Russen versteckt. Eine Welt, in der nichts mehr stimmt, in der alles aus den Fugen ist und in der junge Leute nicht nur am Sinn ihres Tuns zweifeln, sondern an der Welt überhaupt.
Bis die Stunde kommt, in der gestorben wird, wie Klaus Timm es vorausgesagt hatte...
Leserstimmen
Leser aus Stuttgart (bei amazon.de), 08.09.1999:
"Harry Thürk beschreibt in diesem Buch sehr detailliert und schnörkellos die Grausamkeiten des Krieges. Eine Gruppe deutscher Fallschirmjäger wird immer wieder hinter den russischen Linien abgesetzt, um Sabotageakte zu verüben. [...] Doch den einzig richtigen Absprung wagen die Männer nicht."Leser aus Sachsen (bei amazon.de), 20.05.2000:
"Wie fast alle seiner Bücher besticht auch dieses wieder durch seine klare und offene Schreibweise. Dieses Werk kann ich mit bestem Gewissen, nicht nur dem 'Militaria-Leser', voll empfehlen."R. Brandt (bei amazon.de), 15.08.2000:
"Einer der besten Anti-Kriegsromane die bisher geschrieben wurden. Der Autor beschreibt in sehr deutlicher Weise die Sinnlosigkeit und Tragik des Krieges. Wer die Art von Konsalik mag, dem ist das Buch wärmstens zu empfehlen."Leser aus München (bei amazon.de), 06.05.2001:
"Ein sehr realistisches Werk. War wohl auch deswegen in der DDR mehrmals verboten. War schwierig, an dieses Werk von Thürk ranzukommen!"Leser aus Bad Berka (bei amazon.de), 07.10.2001:
"Eines der besten, wenn nicht das beste Buch, das ich je gelesen habe. Kaum ein anderer Autor bringt es fertig, mir Faszination und Wahnsinn des Krieges so nah bei einander zu schildern."Henry Schultz (bei amazon.de), 03.11.2001:
"Ein nicht übertriebenes oder den Krieg verherrlichendes Buch über Fallschirmspringer und deren Aufgaben im zweiten Weltkrieg."Leser aus Annaberg-Buchholz (bei amazon.de), 10.12.2001:
"Um es in wenige Worte zu fassen: Dieses Buch ist wohl der beste deutsche Roman über den 2. Weltkrieg. Harry Thürk verstand es schon mit diesem frühen Werk, ganze Lesergenerationen zu fesseln."Horst Rittermann (bei bol.de), 28.11.2002:
"Es gab in der DDR zwei Romane, die Kultstatus hatten: 1. Die Stunde der toten Augen, 2. Die Abenteuer des Werner Holt... Bücher sind immer besser als die Verfilmungen, was ich allerdings in Bezug auf "Die Stunden der toten Augen" bedaure. Eine Geschichte, die so realistisch geschrieben ist ... man wäre gern selbst einer der beiden Helden. Das Buch hat in der DDR seine eigentliche antifaschistische Bedeutung verfehlt und wurde zur Vorbildliteratur für viele Berufssoldaten, sehr zum Zorn der Obrigkeit. Das Buch wurde sogar verboten - mein Exemplar wurde eingezogen. Ich bin davon überzeugt, daß viele Teilnehmer des 2. Weltkrieges ihre eigene Geschichte darin wiedererkennen."Hanjo Hamann (Autor dieser Seite), 24.04.2003:
"Ein hervorragendes Antikriegsbuch, das eindrucksvolle Bilder einer Zeit des Grauens zu malen vermag, die der Autor aus eigener Erfahrung kennt. Das Buch brilliert durch die geschickte Verbindung einzelner Szenen und Stimmungsbilder zu einem Gesamtwerk, das dem Leser nichts von den Widerwärtigkeiten dieser Zeit erspart und seine Wirkung als Antikriegsbuch nicht verfehlt. Mit diesem Buch wird Thürk zum Remarque des zweiten Weltkrieges, hat aber eine ungleich größere Einsicht in die Hintergründe des Krieges."Leser aus Neukirchen-Vluyn (bei amazon.de), 06.08.2003:
"Dieser Roman fesselt den Leser durch die eindrucksvolle Darstellung der Soldatenproblematik im 2. Weltkrieg und deren Stellung in einer Fallschirmjägerkompanie. Das Umdenken der Soldaten findet in den Wirren der letzten Kriegsmonaten statt und dokumentiert das sinnlose Töten hinter den feindlichen russischen Linien und die eigene Lebensgefahr. Die Einzelschicksale von Freunden und die Beziehung zu einer Frau, die sich als russische Agentin enttarnt wird, schweißt die Soldaten noch mehr zusammen und sie werden gezwungen, einen fanatischen Offizier in ein Minenfeld zu schicken und ihn zu töten, um das eigene Leben und das Leben des Freundes zu retten...
Dieses wird im Roman derart plastisch und real dargestellt, sodaß der Leser gefesselt wird und mit den Figuren leidet. Die Einzelheiten versteht man am besten, wenn man den Roman mehrmals liest.""Reni" (bei elbwurm.de), 26.08.2003:
"Kann ich wirklich weiterempfehlen, ein sehr spannendes Buch."Annette Große (bei ebay.de), 07.04.2004:
"Um es in wenige Worte zu fassen: Dieses Buch ist wohl der beste deutsche Roman über den 2. Weltkrieg. Harry Thürk verstand es schon mit diesem frühen Werk, ganze Lesergenerationen zu fesseln."Bringfried Schatz (bei myblog.de), 06.01.2005:
"Es ist einer der ersten deutschen Romane, die den zweiten Weltkrieg behandelten und einer der besten Kriegsromane überhaupt, die ich je gelesen habe. Die Fallschirmjäger kamen dabei wohl zu gut weg, denn der Roman gefiel einigen Leuten nicht und deshalb war das Buch jahrelang in der DDR ... mmmh ... ich sage mal unerwünscht."Uwe Jürgen aus Sperenberg (bei buecher.de), 16.02.2006:
"Ich habe zu DDR - Zeiten ein Buch der ersten Auflage gelesen und war sehr stark beeindruckt, so dass ich es noch zweimal gelesen habe. [Ich kann] nur eines empfehlen, unbedingt lesen. Da hat Harry Thürk ein wahnsinniges Werk geschaffen. Danke."Hans-Dieter Schmidt aus Lauf/Pegnitz (bei buecher.de), 27.04.2006:
"Ich habe im Leben leider nur wenige Bücher gelesen. Aber das Buch habe ich nicht wieder aus der Hand gelegt. Nicht nur weil es nach dem Erscheinen "vergriffen" war und selbst in Bücherein ständig verliehen war, sondern weil es sehr gut geschrieben ist."Oliver Schabbel aus Eschweiler (bei buecher.de), 19.09.2006:
"Es ist eines der besten Bücher,die ich gelesen habe. Sehr zu empfehlen.""Bernd" aus Berlin (bei amazon.de), 26.09.2006:
"Der letzte Kriegswinter 1945. Eine Einheit deutscher Fallschirmjäger wird sinnlos bei Kommandounternehmen im Hinterland des Feindes verheizt. Es gibt kein Entrinnen; es wird systematisch und folgerichtig gestorben. Bis zu ihrem Ende zeichnet der Autor Harry Thürk den Werdegang der Protagonisten eindringlich und nachvollziehbar für den Leser nach. Thürk erzählt in den "Rücksprüngen" anschaulich die Beweggründe der Helden, Fallschirmjäger werden zu wollen, schildert in der Folge ihre Ernüchterung durch die grausige Realität. Das Ende von Bindig, Zadorowski und Timm ist vorprogrammiert. Insofern ist dieser Roman ein Antikriegsroman erster Güte.
Auf Grund der detailhaft geschilderten Kommandoaktionen erfährt das Buch doch einen eigenartigen Bruch. Insofern, als daß es u.a. nach seinem Erscheinen in der DDR in dortigen Spezialeinheiten fast "bibelartig" gelesen wurde. Auch ich meldete mich zur Ausbildung in einer Spezialeinheit und erlebte persönlich, wie die "Stunde der toten Augen" dort von Mann zu Mann ging, das Buch "fachspezifisch" gelesen und interpretiert wurde.
Heute, nach 28 Jahren schulde ich meine Begeisterung für den Roman DER Tatsache, daß Thürk (übrigens nie Fallschirmjäger gewesen), in seinen Schilderungen damals mir gnadenlos und banal die Konsequenzen die Erfahrung des möglichen eigenen Todes an Hand der "Helden" aufzeigte: "Tu`es oder tu`es nicht. Solltest du es allerdings wollen, hilft dir am Ende nimand mehr."
Wir jungen Kerle sahen jedoch diese "andere Botschaft", die Thürk SO nicht meinte. In diesem Punkt erkenne ich heute die (unbeabsichtigte) Schwäche des Romans. Wir wollten damals nur DAS lesen, was uns wichtig erschien.
Persönlich empfehle ich das Buch ALLEN, die sich mit dem Gedanken tragen, einer Spezialeinheit beizutreten. "Bis die Stunde kommt, in der gestorben wird.", um Klaus Timm zu zitieren."Thorsten Hüser (bei amazon.de), 23.02.2007:
"Ein, kurz gesagt, schier unglaublich spannendes Buch, das einen von der ersten Seite an in den Bann zieht. Durchgängig spannend bis zur letzten Seite. Es baut sich beim Lesen eine unbeschreibliche Leseatmosphäre auf, die sich durchgängig bis zur letzten Seite zieht. Man fühlt förmlich mit den Charakteren mit.
Ich kann dieses Buch jedem, der sich auch nur ein bischen für die Materie des zweiten Weltkrieges interessiert, wärmstens empfehlen."H. John (auf Onkel-Ho67.de), Oktober 2007:
"Für Onkel Ho nach wie vor DAS Meisterwerk des Autors! Vor dem Hintergrund der zusammenbrechenden deutschen Ostfront wird eindringlich das Schicksal einer Gruppe deutscher Fallschirmjäger in einer Wehrmacht-Frontaufklärungskompanie der geschildert."
Rezensionen
Kapitelübersicht
Die Männer
Einleitung: Ende Oktober 1944. Eine Junkers mit 8 Fallschirmjägern an Bord überquert die Frontlinie Ostpreußens und steuert das sowjetische Hinterland an. Dort springen die Männer, perfekt gedrillte Tötungsmaschinen, ab, ihre Mission zu erfüllen...Die Stunde der toten Augen
Den Auftrag, eine Brücke im sowjetischen Hinterland zu sprengen, erfüllt die Truppe mit Bravour und kalt berechnender Unbarmherzigkeit und reißt sogar noch einen Zug mit in die Tiefe. Auf dem Rückweg zum Flugzeug, das sie zurückbringen soll, gerät die Truppe jedoch in eine Artillerie-Bereitstellung und nur vier Mann kehren lebend zurück, einer von ihnen (Naumann) verletzt.Das Dorf
Zurück in Haselgarten, der Basis der Fallschirmjägerkompanie, gerät Bindig anderntags an einen Feldwebel der Feldgendarmerie und riskiert, vorgeführt zu werden. Zado verhindert dies, indem er den Gendarmen und seinen Adjutanten auf ein Minenfeld schickt und rettet so seinem Freund das Leben. Auf dem Rückweg gerät er mit dem Melder in Artillerie-Feuer und muss das Ende des Beschusses abwarten.Werner Zadorowski: Ich komme nicht wieder, rothaariges Nachtgebet
Als Zado nach der Meldung vom Tode der beiden Gendarmen an Leutnant Alf seinen Bericht schreibt, besinnt er sich auf seine Vergangenheit als Artist und denkt zurück an seine Jugendliebe Franziska, die er schon vor seiner Zeit als Soldat verraten hatte.Die Frau
Während Zado die Gendarmen in den Tod schickte, ist Bindig zum Gutshof 'der Frau' gegangen (in der Hoffnung, sie habe Brot), wo er sich mit Zado treffen wollte. Nach einem Schwächeanfall Bindigs trifft auch Zado ein und sie teilen sich Zados Rindsrouladen. Unterdessen erhält Alf Besuch von Barden, der mit ihm die neue psychologische Kriegsführung bespricht und ihm die Front-Taktik erläutert.Eine Messe lesen
In einer Pause vor dem geplanten Großeinsatz betrinken sich die Fallschirmjäger und hocken eine Weile zusammen in der Dorfkirche. Zado beantwortet in Paniczeks Namen den Brief eines reichen verwöhnten Mädchens, das "wenigstens einem Soldaten hin und wieder etwas Gutes tun" wollte.Sternentanz
Bei Schießübungen wird Bindig von Alf darum gebeten, sich um Naumann zu kümmern, der aus dem Lazarett entlassen wurde. Doch es ist bereits zu spät: Bindigs Zureden ist umsonst und Naumann erschießt sich am nächsten Morgen kurz vor dem Einsatz. Am Abend zuvor trifft Bindig Anna, wird von ihr eingeladen und verbringt die Nacht mit ihr.Die gemordete Harmonika
Nach einer kurzen Übungszeit beginnt der Großeinsatz mit vier Truppen. Bindig erfüllt den Auftrag, ein Munitionslager ausfindig zu machen, recht schnell und trifft auf dem Rückweg Timm. Dieser überredet ihn aus Mordlust dazu, einen Laster abzufangen. Bindig muss dabei eine Frau ermorden, was ihn später schwer belastet. Er kommt unerwartet früh nach Haselgarten zurück und enttarnt Annas Knecht Jakob als einen russischen Offizier, erleidet dann aber einen Fieberanfall.Anna: Allein mit dem Schlag meines Herzens
Während Bindig sich drei Tage lang bei Anna ausruht und sein Fieber auskuriert, erinnert sie sich an ihre grausame Vergangenheit und denkt über ihr Verhältnis zu Bindig nach. Da Bindig Warasin nicht verraten kann, ohne Anna auszuliefern, duldet er ihn und weiht auch Zado nicht ein.Der blutige Schnee
Bindig kehrt zu seiner Kompanie zurück und erhält für seinen letzten Mord die bronzene Nahkampfspange (Timm hatte für den selben Lastwagen die goldene erhalten). Nach einem letzten Gespräch mit Warasin fährt er zur Übung für den geplanten Groß-Einsatz. Während dieser Übung erobert die Rote Armee Haselgarten zurück (diesmal dauerhaft).Unternehmen "Friedhof"
Das letzte Unternehmen der Fallschirmjäger beginnt: In russischen Uniformen bauen sie mit Hilfe fünf übergelaufener Russen einen Straßenposten auf und kapern russische Fahrzeuge. Während Alf und Barden in St. Georgen ihren Urlaub genießen, erobern die Fallschirmjäger sechs Fahrzeuge und parken sie auf einem verminten Holzplatz. Doch dann kommt ein General im Führungsjeep einer Panzerkolonne an den Posten, einer der Russen begeht einen Fehler und die Aktion fliegt auf. Die Truppe wird zusammengeschossen, Bindig flieht und kommt nach mehreren Tagen erschöpft und ausgemergelt zu Annas Gut.Thomas Bindig: Es starben alle Träume
Während Warasin und Anna Bindig pflegen und seine auf der Flucht erworbenen Verletzungen versorgen, lässt Bindig sein Leben Revue passieren. Er sieht seine vielen Morde, er entsinnt sich seiner Verzweiflung, ist aber dennoch nicht bereit, sich den Russen endgültig zu ergeben.Die Stunde der Wölfe
Auch Zado und Timm konnten fliehen. Timm hatte noch den Holzplatz gesprengt und war dann mit einer Schussverletzung mit Zado geflohen. Mehrere Tage später kommen sie schließlich in Sichtweite Haselgartens. Währenddessen verlässt Bindig Annas Haus mit der Maßgabe, entweder wiederzukommen und sich endgültig zu ergeben oder aber wieder vor den Russen zu fliehen.Klaus Timm: Wo ich bin, wird gestorben
Timm erkennt, dass es diesmal kein Entkommen mehr geben kann und er das erste Mal wirklich besiegt wurde. Er hat seinen Tod vor Augen, kann sich aber noch bis zum Haus Annas schleppen. Dort ermordet er Warasin mit einer Panzerfaust, die er auf der Flucht gefunden hatte. Zado muss hilflos zusehen. Genau in diesem Augenblick kehrt Bindig zurück und flieht zusammen mit Zado.Flamme
Ende: Zado und Bindig sind an der Front angekommen und müssen feststellen, dass es keine Möglichkeit gibt, sie zu überqueren. So sterben beide schließlich in einem Granattrichter im Niemandsland zwischen den deutschen und russischen Linien von der Hand eines deutschen Flammenwerfers.
Anmerkung:
In Ausgaben des mdv fehlen in den Titeln der Kapitel 4, 9, 12 und 14 die Namen der reflektierenden Figuren.
Figurenübersicht
Werner Zadorowski (Zado)
Bevor Zado zu den Fallschirmjägern kam war er Artist. Schon in seiner Kindheit in Düsseldorf faszinierte ihn das Messerwerfen und er brachte es zur Perfektion, so dass er auf der Zirkus-Tournee stets die Sensation war und es zu beachtlichem Ruhm brachte. Als er sich mit einem betrunkenen Nazi anlegt, wird ein befristetes Auftrittsverbot über ihn verhängt und sein Anwalt empfiehlt ihm, ich freiwillig beim Militär zu melden. Er lässt seine Jugendliebe Franziska zurück und kommt zu den Fallschirmjägern, wo er gemeinsam mit Bindig von Timm ausgebildet wird. Für Bindig ist Zado eine Vaterfigur. Durch weitsichtiges Handeln rettet Zado ihm in Kap. 3 das Leben und sein Sarkasmus, mit dem er den Krieg für sich und andere erträglich macht, macht ihn zur wohl sympathischsten Figur des Romans.Thomas Bindig
Sein Vater, Werkmeister in einer Gummifabrik, starb, als Thomas noch im Gymnasium war. Um das Schulgeld zu verdienen und die Mutter und seine drei Geschwister zu versorgen, fing er früh an zu arbeiten und wurde Bibliothekar. Mit siebzehn musste er zur Musterung und ließ seine Freundin Sabine zurück. Er meldete sich freiwillig zur Luftwaffe und kam mit Zado zusammen in die Ausbildung Timms. Bald darauf wird Bindigs Heimatstadt zerbombt und sowohl seine Familie als auch Sabine sterben. Schließlich verliebt er sich in Anna. Bindig ist ein naiver junger Soldat (Gefreiter), der bis zum Ende an der Nazi-Ideologie festhält, ohne sie wirklich zu verstehen - "ein bedauernswerter großer Junge" (Zado)...Unteroffizier Klaus Timm
"Ich heiße Klaus Timm und wurde 1912 geboren. Mein Vater, Max Timm, war Schuhmachermeister, und auch ich lernte dieses Handwerk. Ich war in Hanau in der Lehre. Habe zwei männliche Geschwister. Gehöre seit 1930 der SA an. In der Kampfzeit war ich bei vielen Kämpfen dabei. 1931 habe ich zum ersten Mal den Führer gesehen. 1932 verlor ich die Arbeit wegen nationalsozialistischer Betätigung. Sollte wegen Körperverletzung bestraft werden, der Prozeß wurde aber eingestellt, als der Führer die Macht übernahm. Danach bin ich beim Westwallbau gewesen und bis zur Wehrmacht im Reichsarbeitsdienst als Truppführer." Mit 26 kommt Timm in die UO-Schule und lässt seine psychisch labile Frau zurück. In Polen, Frankreich, Holland und auf Kreta bewährt sich Timm als brutale, gewissenlose Tötungsmaschine, erhält das Eiserne Kreuz und kommt schließlich zu den Fallschirmjägern, wo er u.a. Zado und Bindig ausbildet. Timm ist der Prototyp des "Nazi-Schweins".Anna
Mit sechzehn war Anna als Kindermädchen bei einem Zahnarzt in Gumbinnen angestellt. Ein Jahr später starb ihr Vater und auch Annas Mutter überlebte ihn nur um ein paar Monate. Daraufhin verkauft Anna den Familien-Bauernhof zu einem Spottpreis. Als der Zahnarzt (mit Vornamen David) einem Progrom der Nazis zum Opfer fällt, wird Anna als "Judenhure" ausgestoßen und flieht aus ihrem Heimatdorf. Heimlich kehrt sie des nachts zurück und findet Unterschlupf bei ihrer Tante. Diese verkuppelt Anna bald darauf mit einem "Erbhofbauern", der sich nach der Heirat als gewalttätiger Nazi entpuppt. Als Anna durch eine Fehlgeburt im kommenden Jahr unfruchtbar wird, eskaliert die Situation und erst nachdem ihr Mann zum Militär eingezogen wird, gewinnt Anna ihr Selbstbewusstsein zurück. Sie übernimmt die Führung des Hofes in Haselgarten (der späteren Basis der Fallschirmjägerkompanie) und erbt ihn schließlich, als ihr Mann in Frankreich vollkommen betrunken unter einen Weinlastwagen gerät. Anna ist die Verkörperung der unschuldig durch die Nazis drangsalierten Opfer der NS-Ideologie.Knecht Jakob / Leutnant Georgi Warasin
Warasin, ein verheirateter Offizier der Roten Armee aus Moskau, der fließend Deutsch spricht, wird beim Vorstoß der Russen nach Haselgarten verletzt und verliert beim Rückzug der Truppen den Anschluss an seine Kompanie. Anna nimmt ihn in ihrem Hof auf und pflegt ihn gesund. Seine Tarnung als schwachsinniger Hofknecht Jakob fliegt auf, als Bindig in Kap. 8 unerwartet zum Gut kommt. Warasin ist ein überzeugter Kommunist mit klarer Einsicht in die gesellschaftlichen Zusammenhänge, die beispielsweise Bindig völlig fehlt.weitere Charaktere
Alf = Leutnant, Kompanieführer der Fallschirmjäger - gutmütiger, aber keineswegs dummer, Offizier, der seinen Posten dem Einfluss seines Onkels Oberst Barden verdankt
Balaschow = Politleiter der russischen Truppen, die Haselgarten nach heftigen Kämpfen an der Front besetzen
Barden = Oberst, Ic der Division, in der sein Neffe Alf die Aufklärungskompanie befehligt - ein ehrgeiziger, cleverer Offizier, der die Umstände zu seinem Vorteil nutzt
Fips, der Mixer; Gisela; Leutnant Riebeck = Figuren in St. Georgen, wo Barden und Alf Urlaub machen
der Melder = Meldefahrer bei der Frontdivision, mit dem sich Zado anfreundet und der ihn hin und wieder auf seinem Motorrad mitnimmt
Mosek, 'der Obergefreite mit dem Bols', Paniczek = Mitglieder der Fallschirmjäger
Naumann = Oberkellner aus Stuttgart, wird als Obergefreiter der Fallschirmjäger zum Spreng-Spezialisten der Kompanie
Puhlwitz = Soldat, taucht nur in einer kurzen Episode in Kap. 10 auf, als die Russen die Front durchbrechen, wird von einem Granatsplitter getötet
Hintergrundwissen
"Die Stunde der toten Augen" wurde in der DDR anfangs boykottiert und alle Exemplare davon (zwischen 1958 und 1960) aus den Bibliotheken entfernt, weil der Inhalt politisch (bzw. ideologisch) nicht ganz den Erwartungen der Autoritäten entsprach. So versteckte sich zum Beispiel ein Sowjet-Offizier (Warasin) bei einer "Nazi"-Deutschen (Anna), was natürlich keineswegs ins Schema des stets überlegenen Russen passte... Auch die Widmung "In Andenken an meine ehemaligen Kameraden", wurde fälschlicherweise als zu pro-nazistisch ausgelegt.
Erst als der Roman in einer tschechischen Übersetzung (Auflage etwa 700.000 bis 800.000 Exemplare) erschien und dort bald darauf (u.a. wegen seiner moralbildenden Aussage) zur Pflichtlektüre für die tschechoslowakische Armee wurde, stellten auch die DDR-Obrigkeiten den Boykott ein und ließen das Buch wieder zu. Von der Widmung findet man in späteren Ausgaben jedoch nichts mehr, erst der Mitteldeutsche Verlag druckte sie wieder...Im Jahre 1959 sollte der Roman nach einem Drehbuch von Harry Thürk und Herbert Ballmann unter dem Titel "Haus im Feuer" verfilmt werden. Die DEFA stimmte zu, Gisela Uhlen wurde für den Part der Anna gewonnen. Dann aber intervenierten sowjetische Behörden, denen die Figur Leutnant Warasins und seine Haltung gegenüber den faschistischen Soldaten unpassend erschien. Der Film wurde nicht gedreht und Herbert Ballmann verließ in der Folge die DDR. Nähere Informationen finden sich im Interview mit Harry Thürk; eine andere Version der Geschichte enthält das Filmlexikon CineGraph.
Die Nachauflage der "Stunde der toten Augen" im Mitteldeutschen Verlag war monatelang Dauergast in der Bücher-Bestsellerliste der neuen Bundesländer. Zwischen März und Oktober 1994 hatte der Roman folgende Plätze inne: März 3. - April 8. - Mai 6. - Juni 7. - Juli 8. - August 8. - September 8. - Oktober 10.
Besonders in Zusammenhang mit der "Stunde der toten Augen" wird Thürk häufig nach der Authentizität seiner Werke befragt. Interessante Informationen dazu finden sich im Interview mit Harry Thürk...
Es gibt viel, was Thürks "Stunde
der toten Augen" mit Remarques "Im Westen nichts Neues"
gemeinsam hat. Nicht nur die Lebensläufe der beiden Autoren
sind sich auf faszinierende Weise ähnlich, auch in ihren
Büchern findet der aufmerksame Leser ungemein viele Ähnlichkeiten.
Wer hierzu mehr erfahren möchte, kann
sich hier einen literarisch vergleichenden
Aufsatz herunterladen, der sich näher mit der Figurenkonstellation
beider Antikriegsromane beschäftigt. In beiden Romanen gibt
es statt eines einzelnen Protagonisten ein Protagonistenpaar;
dies näher zu beleuchten und Gemeinsamkeiten wie Unterschiede
mit Zitaten zu belegen, ist Zielstellung dieses Aufsatzes. Natürlich
fehlt auch eine Einführung in die generellen Gemeinsamkeiten
beider Werke nicht.
Ausgaben
(1. Auflage) 1957: Lizenz-Nr. 409-160/23/57
Umschlag und Einband: Klaus Poche
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Sachsendruck Plauen
2. Auflage 1958: Lizenz-Nr. 409-160/101/58
Einbandentwurf: Klaus Poche
Satz, Druck und buchbinderische Verarbeitung: Sachsendruck Plauen
3. Auflage 1959: Lizenz-Nr. 409-160/103/59
4. Auflage 1965: Lizenz-Nr. 409-160/40/65 · ES 8 C
5. Auflage 1966: Lizenz-Nr. 409-160/45/66 · ES 8 C
Einbandentwurf: Klaus Poche
Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck
(Licht)Satz: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb Leipzig
Bestellnummer: 6220607, LSV: 7004
6. Auflage 1967:
Schutzumschlag- und Einbandentwurf: Erhard Grüttner
Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck
Lizenz-Nr. 409-160/38/67 · ES 8 C
7. Auflage 1970:
Schutzumschlag- und Einbandentwurf: Erhard Grüttner
Gesamtherstellung: Druckerei "grafia" KG, Leipzig
Lizenz-Nr. 409-160/36/70 · ES 8 C
8. Auflage 1977:
Einband- und Umschlagentwurf: Erhard Grüttner
Gesamtherstellung: Sachsendruck Plauen
Lizenz-Nr. 409-160/162/77
9. Auflage 1980: Lizenz-Nr. 409-160/170/80
10. Auflage 1983: Lizenz-Nr. 409-160/207/83
11. Auflage 1987: Lizenz-Nr. 409-160/281/87, ISBN 3-360-00092-7
Einband- und Umschlagentwurf: Erhard Grüttner
Gesamtherstellung: LVZ-Druckerei "Hermann Duncker", Leipzig
Umschlagentwurf: Hans Ticha
Gesamtherstellung: Druckerei Neues Deutschland, Berlin
Lizenz-Nr. 409-160/51/71 · ES 8 C
Ganzleinen (schwarz/braun) mit SU, 418 S., 20 cm
Umschlag: Gisela Burkhart (Foto: Archiv)
ISBN 3-88112-124-2
des Verlages Tribüne, Berlin 1989
Beirat dieser Reihe: Horst Haase, Max Walter Schulz, Gerda Zschocke. Mit einem Geleitwort von Herbert Greiner-Mai.
Ganzleinen mit SU, 415 S., 20.5 cm
Gesamtgestaltung: Klaus Herrmann
Satz und Druck: Tribüne Druckerei Berlin
Buchbindearbeit: GG INTERDRUCK Leipzig
Bestellnummer: 6867371, LSV: 7004, Lizenz-Nr. 2 * 609/89
1. Auflage 1989: ISBN 3-7303-0432-1
Pappeinband (weiß/schwarz) mit SU, 436 S., 20.5 cm
Schutzumschlaggestaltung: Peter Hartmann
Schutzumschlagfoto: Sebastian Kaps
1. Auflage 1994: ISBN 3-354-00811-3
Schutzumschlaggestaltung: Peter Hartmann, Leipzig
Schutzumschlagfoto: Sebastian Kaps, Dessau
4. Auflage 2002: ISBN 3-89812-062-7
5., überarbeitete Auflage 2002: ISBN 3-89812-152-6
6. Auflage 2003: ISBN 3-89812-062-7
Umschlag: Mitteldeutscher Verlag GmbH (Foto: Kurt Fricke, mit freundlicher Unterstützung des Stadtmuseums Halle)
7. Auflage 2006 (3.000 Exemplare)
ISBN 3-89812-384-7 / 978-3-89812-384-6
8. Auflage 2008 (2.200 Exemplare)
ISBN 978-3-89812-384-6
9. Auflage 2010 (2.200 Exemplare)
ISBN 978-3-89812-384-6
10. Auflage 2012 (3.300 Exemplare)
ISBN 978-3-89812-384-6
Übersetzungen
Lettisch
Titel: Mirušo acu stunda
Daten: 367 Seiten, 20 cm, gebunden
Übersetzer: Imants Tuņķelis
Einleitung / Nachwort: Imants Tuņķelis
Verlag: Celtne SIA (Verlagsabteilung)
Ort, Jahr: Sigulda, 2009
Druckerei: Arttop SIA, Riga
Umschlaggestaltung: Ilze Berga
ISBN: 978-9984-9733-4-0
Russisch
Titel: Час мертвых Глаз / Čas mertvych glaz
Übersetzer: Виталий Крюков / Vitalij Krjukov
Umfang: 337 S., 3 Illustrationen
Jahr: 2012
Infos: "Die Stunde der toten Augen" ist nach "Hölle Burma" und "Dien Bien Phu" das dritte Buch Harry Thürks, das der ukrainische Übersetzer Vitalij Krjukov ehrenamtlich ins Russische übertragen hat. Es wurde nebst einem Vorwort des Übersetzers sowie einem Geleitwort des HTF im Juli 2012 veröffentlicht unter velesova-sloboda.org/archiv/pdf/tyurk-chas-mertvyh-glaz.pdf.
Die deutsche Fassung des Geleitworts steht hier zum Download zur Verfügung.
Slowakisch
Titel: Hodina mr'tvych očí
Daten: 361 Seiten
Übersetzer: Peter Javor / Nora Krausová
Reihe: Spoločnost' priatel'ov krásnych kníh Bd. 167
Verlag: Slovenský spisovatel'
Ort, Jahr: Bratislava, 1963
Titel: Hodina mrtvých očí
Übersetzer: Zdeněk Lahoda
Verlag: Nae vojsko ("Unsere Armee")
Ort, Jahr: Prag, 1960-1982
1.-3. Aufl.:
Nachwort: Kamil Winter
Reihe: "Knihovna vojáka" Bd. 144
1. Aufl. 1960: 320 S.
2. Aufl. 1961: 320 S.
3. Aufl. 1963: 345 S., Gestaltung: Eduard Hájek
4. Aufl. 1966: 318 S.
Nachwort: Frantiek Červinka
Gestaltung: Miroslav Váa
Illustrationen: Václav Meník
Reihe: "Máj" Bd. 73
5.-6. Aufl.:
Reihe: "Eso" Bd. 58
5. Aufl. 1971: 308 S., Gestaltung: Miroslav Houska
6. Aufl. 1982: 334 S., 19cm
Ungarisch
Titel: A pokolbeli légió
Daten: 359 Seiten, 21 cm
Herausgeber: Horváth Gabriella
Übersetzer: Rátkai Ferenc
Lektor: Szentpéteri Jánosné
Gestaltung: Pécsi Gábor
Druck: Zrínyi Nyomda, Budapest ("Druckerei Zrínyi")
Verlag: Zrínyi Katonai Kiadó ("Zrínyi Militärverlag")
Ort, Jahr: Budapest, 1971