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„Amok“

Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1974

AMOK ist der Name einer Ortschaft auf der Insel Malekula, die zu den Neuen Hebriden gehört. Eingeborene vom Stamme der Groß-Nambas haben Amok gegründet. Ihre Lebensformen entsprechen noch heute weitgehend denen der Urgemeinschaft. In der Sprache der Groß-Nambas heißt Amok „Stätte des Anfangs aller Dinge im Zentrum der Welt“.
In der malaiischen Sprache hingegen hat das Wort Amok eine völlig andere Bedeutung. Es kennzeichnet den Zustand plötzlicher Geistesstörung bei einem Menschen. Der davon Betroffene gerät in eine sich bis zur Raserei steigernde Wut, die sich gegen seine unmittelbare Umgebung richtet. Er fällt wahllos Leute an, oft tötet er sogar mehrere Menschen, bevor ihn seine Kräfte verlassen und er zusammenbricht.
Zwischen dieser speziell im tropischen Südostasien anzutreffenden Form von Tobsucht und den im vorliegenden Buch geschilderten Begebenheiten besteht kein ursächlicher Zusammenhang, es sei denn, man versuchte das medizinische Phänomen des Amoklaufes im politischen Sinne als Massenerscheinung auszudeuten, die den Höhepunkt einer Kampagne geschickter Irreführung, Verhetzung und schließlich Fanatisierung ganzer sozialer und religiöser Gruppen eines Volkes bildet.



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Klappentext

Djakarta in der letzten Septemberwoche des Jahres 1965. Kapitän Hussar, Eigner eines kleinen Küstentrampschiffes, kann seine Ladung nicht löschen, weil ihr Empfänger ermordet worden ist. Bei diesem Toten, einem Oberst der indonesischen Armee, findet der Seemann Informationen, die von entscheidender Bedeutung für seine Heimat sind. Hussar macht weitere seltsame Entdeckungen, und er begreift: Nicht nur sein Leben, das ganze Land ist in höchster Gefahr. Bestürzt und verwirrt zugleich, erfährt er aber, daß jene Leute, die noch in der Lage wären, die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden, sie einfach leugnen. Sie nennen den mahnenden Kapitän einen Schwarzseher. Ehe Hussar weitere Schritte überlegen kann, hat sich die gespannte Atmosphäre in Djakarta entladen; der Sturm ergreift alle Inseln des Archipels. Der Mob tobt in den Straßen, mordend, blindwütig zerstörend, in einem Amoklauf ungekannten Ausmaßes. Die eigentlichen Regisseure dieses grausigen Dramas bleiben im Hintergrund. General Omar Yamin ist nur einer von ihnen, seine Partner sitzen in Geschäftshäusern und Palästen. Der Kapitän und seine Mannschaft, Hussars Frau Thira, der Sänger Eddie und dessen Freundin Idaju, der Elektroingenieur Riwu und die Sate-Braterin Sarinah werden wie viele andere Ahnungslose in einen Strudel von Ereignissen gerissen, denen Hunderttausende zum Opfer fallen.
Das Geschehen vor und während des Putsches der indonesischen Militärs bildet den historischen Hintergrund dieses Romans. Harry Thürk fasziniert durch Sachkenntnis, vor allem aber durch die packende und erregende Gestaltung unterschiedlicher Charaktere und ihrer wechselhaften Schicksale in einer bewegten Zeit. [4. Auflage 1981]

Rezensionen

Leserstimmen

Kapitelübersicht

Hintergrundwissen

In der 1997er Neuausgabe des 23 Jahre zuvor erstmals erschienenen Romans findet sich unter der Überschrift Der Autor zur Neuausgabe von "Amok" (S. 526) eine äußerst aufschlussreiche Erklärung Harry Thürks über seine durch die nochmalige unveränderte Herausgabe verfolgte Absicht:

"1979 leitete mir ein Mitarbeiter von Amnesty International einen Kassiber eines meiner besten Freunde, des in Sumatra beheimateten Lyrikers Sitor Situmorang zu. Auf dem zerknitterten Papier, etwa in Größe einer Zündholzschachtel, stand:
Bin zu 10 Jahren KZ auf der Insel Buru verurteilt. Hoffe zu überleben. Sei gegrüßt, Sitor.
Er überlebte. Sein "Verbrechen": Er war 1965 gegen die Errichtung der Militärdiktatur gewesen, die Indonesien bis heute regiert. Die Generäle gingen unbarmherzig gegen jede Opposition vor und zeigten der Welt, wie sie politische Unterwerfung endgültig zu machen gedachten.
Heute, nach mehr als dreißig Jahren, die das Militärregime Indonesiens mit stillschweigender Billigung der "Großen Demokratien" überstanden hat, signalisieren die neuesten Meldungen aus dem Land der tausend Inseln, daß die Enkel der Generation Sitors das weiterführen, was die Großeltern begannen.
   Geschichte wiederholt sich nicht. Aber es gibt stets Ähnlichkeiten zwischen dem Damals und dem Heute. Deshalb habe ich zugestimmt, "Amok", 1974 zum ersten Mal erschienen, neu herauszugeben, und zwar unverändert.
   Übrigens: Sitor Situmorang, der heute in den Niederlanden lebt, kommt in meinem Roman, den ich schrieb, bevor mich sein Kassiber erreichte, nicht vor. Aber seine Gedanken, Sehnsüchte, seine Seele finden sich in vielen der dargestellten Figuren."

Soweit die Erklärung des Autors. Einziges Problem: Er hat sie nicht geschrieben. Eine Sekretärin des Verlages Das Neue Berlin hatte sich mit Thürk telefonisch verständigt und aus seinem Diktat heraus hatte sie obige Absichtserklärung, die dem Roman schließlich angefügt wurde, notiert. Dabei unterliefen ihr jedoch Fehler: Das Kassiber Situmorangs erreichte Thürk nicht 1979, sondern 1969, zwei Jahre nach dessen Verurteilung 1967. Somit war "Amok" zu der Zeit, da Thürk das Kassiber erhielt, auch noch nicht fertig, sondern lediglich angefangen...

Wer übrigens mehr über die Freundschaft zwischen Thürk und Situmorang erfahren will, dem sei empfohlen, sich des siebenten Kapitels in "Ein offenes Wort" anzunehmen...

Ausgaben

Buchcover Rückseite --- Klicken Sie aufs Bild, um die Vorderseite zu sehen.
Ganzleinen (schwarz/rostrot) mit SU, 20.5 cm, 516 / 528 S.
Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck
Bestellnummer: 6221909, LSV: 7004


1. Auflage 1974: 528 S.
Lektorin: Liane Lautenbach
Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/95/74

2. Auflage 1975: 528 S.
Lektorin: Liane Lautenbach
Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/117/75

3. Auflage 1976: 528 S.
Umschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/144/76

4. Auflage 1981: 516 S.
Lektorin: Liane Lautenbach
Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/162/81

5. Auflage 1984: 516 S.
Umschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/174/84

6. Auflage 1989: 516 S.
Lektorin: Liane Lautenbach
Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Peter Schulz
Lizenz-Nr. 409-160/174/84, ISBN 3-360-00263-6
Buchcover Rückseite --- Klicken Sie aufs Bild, um die Vorderseite zu sehen.
Pappeinband, 528 S., 21 cm
Umschlagentwurf: Jens Prockat
Foto: Ullstein Vario Press
Gesamtherstellung: Wiener Verlag, Himberg


7. Auflage 1997: ISBN: 3-360-00875-8

Übersetzungen

LEIDER KEINE COVER-
ABBILDUNG VERFÜGBAR!
Tschechisch
Titel: Amok
Daten: 389 Seiten
Übersetzer: Zdeněk Lahoda
Reihe: "Hvězda" Bd. 15
Verlag: Naše vojsko ("Unsere Armee")
Ort, Jahr: Prag, 1977
Hamann/Völkel/Wagawa: "Harry Thürk. Sein Leben, seine Bücher, seine Freunde", 2007 – S. 94-101